Referenz auf Personen in Variation(en)

Struktur und Soziopragmatik nominaler Formen der Personenreferenz
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Kolloquium im Rahmen des DFG-Projekts Grammatik und Soziopragmatik inoffizieller Personennamen in Dialekten des Deutschen

Organisation: Antje Dammel, Theresa Schweden
16./17. März 2021 | WWU Münster
Raum VHS 17 im Germanistischen Institut (vom-Stein-Haus)
Schlossplatz 34 | 48143 Münster

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Webseite und Programm des Kolloquiums

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Anmeldung: Interessierte sind herzlich eingeladen, am Kolloquium teilzunehmen. Wir bitten um Anmeldung per Mail an personenreferenz@uni-muenster.de bis 31. Oktober 2020.

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Kurzbeschreibung: Bei der Referenz auf Personen zeigt sich innerhalb von germanischen Sprachen und Dialekten Variation der referierenden Ausdrücke. Referenz kann neben Pronomen und an den Gesprächskontext angepassten definiten Deskriptoren (z. B. der Mann mit dem grünen Pullover) entweder über monoreferente Onyme (z. B. AnnaHelmut Kohl) oder durch Appellative (z. B. die Lehrerin) erfolgen. Nicht selten bewegen sich referentielle Ausdrücke für Personen im Zwischenraum dieser beiden Pole, indem sie sowohl appellativische als auch onymische Merkmale aufweisen, so z. B. Verwandtschaftsnamen, wie Oma oder Bub ‚Sohn‘, monoreferente Berufsbezeichnungen, wie Schneider oder Pfarrer, individuierende Appellative, wie Nachbar, oder Sammelnamen. Referenzformen variieren in ihrer Struktur, in Komplexitäts- und Verfestigungsgrad. Verfestigte Konstruktionen finden sich auf verschiedenen sprachlichen Ebenen, z. B. als grammatische Marker (die Müllersch) oder in der (Morpho-)Syntax ((de)s Müllers PeterOma und Opa) (vgl. Günthner 2018).

Welche Referenzform von Sprechenden gewählt wird, kann durch soziale Zugehörigkeiten und Differenzen bestimmt sein und pragmatischen Steuerungsprinzipien unterliegen (vgl. z. B. höflichkeitsgesteuerte Formen wie die Müllersch vs. Frau Doktor; Movierung maskuliner Prädikatsnomen oder Namen bei Referenz auf weibliche Personen, z. B. die Linguistin). Häufig sind Referenzformen durch Nähe-Distanz-Beziehungen zwischen SprecherInnen und AdressatInnen/Referenzpersonen gesteuert. Ebenso entsteht diaphasische Variation abhängig vom Kontext des Referenzakts, vom geteilten Weltwissen von SprecherIn und AdressatIn oder von Prinzipien der Sprachökonomie (vgl. Sacks/Schegloff 1979).
 Variation kann in divergierenden Kontexten oder Registern sowohl für dieselbe Referenzperson als auch bei der Referenz auf verschiedene Personen bestehen. So sind für die deutschen Dialekte eine variierende Reihenfolge von Familienname und Rufname (vgl. Berchtold/Dammel 2014; Schweden 2019), Rufnamenkürzungen, Haus- und Hofnamen und Movierungen charakteristisch, die ebenfalls strukturell und soziopragmatisch variieren.
In den Vorträgen werden verschiedene Fragestellungen verfolgt: In welchen (mehr oder weniger) verfestigten Verbindungen treten Personennamen und andere Referenzmittel auf und wie variieren sie synchron? Wie etablieren sich solche Konstruktionen diachron? Wie wirken onymische und appellativische Bestandteile in Referenzformen zusammen (z. B. Beckersch Familisch/Tante)?

Literatur in Auswahl:

Berchtold, Simone & Antje Dammel (2014): „Kombinatorik von Artikel, Ruf- und Familiennamen in Varietäten des Deutschen.“ In Friedhelm Debus, Rita Heuser & Damaris Nübling (Hrsg.) (2014): Linguistik der Familiennamen. Hildesheim u.a.: Olms (Germanistische Linguistik 225–227), 249–280.

Günthner, Susanne (2018): „Routinisierte Muster in der Interaktion.“ In: Deppermann, Arnulf/ Reineke, Silke (Hrsg.): Sprache im kommunikativen, interaktiven und kulturellen Kontext. Berlin/Boston: de Gruyter, 29–50.

Sacks, Harvey & Emanuel A. Schegloff (1979). „Two Preferences in the Organization of Reference to Persons in Conversation and Their Interaction.” In: George Psathas (Hrsg.): Everyday language. Studies in ethnomethodology. New York: Irvington Publ.; 15–21.

Schweden, Theresa (2019): Möllers Karl, Schulten Mama und Schmidtenbuur. Soziopragmatik der Personenreferenz im Niederdeutschen. ZDL 86/2, 134–154.

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