Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir möchten Sie herzlich einladen zur Tagung
Hexenverhörprotokolle als sprachhistorisches Korpus
Die Tagung wird von Donnerstag, den 08.12.2016 bis Samstag, den 10.12.2016 im Warburg-Haus (www.warburg-haus.de) in Hamburg stattfinden.
Im Zentrum der Tagung stehen Hexenverhörprotokolle – handschriftliche Erzeugnisse der Kanzleisprache aus der Zeit der intensivierten Hexenverfolgung im 16./17. Jh. Die Hexenverhörprotokolle werden als Datengrundlage in unterschiedlichen geisteswissenschaftlichen Forschungsdisziplinen verwendet: In der historischen Sprachwissenschaft haben sie einen Stammplatz in der Erforschung von Systemwandel, Textsortenwandel, Handschriftlichkeit und Kommunikationsformen etc. (s. u.a. Macha 2003a, b; Topalović 2003a, b; Schmuck/Szczepaniak 2014; Schutzeichel/Szczepaniak 2015; Szczepaniak/Barteld 2016). In der Kultur- und Gesellschaftsgeschichte bilden sie wichtige Zeitzeugen, die wesentlich zur historiographischen und kulturhistorischen Erschließung beitragen (s. u.a. Moeller/Schmidt 2003; Schmidt 2004; Voltmer 2005). Gleichzeitig stellen sie eine Herausforderung für den Bereich der Digital Humanities dar, da sie sorgfältige Editionsarbeit und aufwändige digitale Aufarbeitung erfordern (Macha et al. 2005; Barteld/Szczepaniak/Zinsmeister 2014).
Die Tagung soll als interdisziplinäre Austauschplattform dienen, um sprachbezogene Fragestellungen mit gesellschafts- und kulturhistorischen sowie kulturanthropologischen Forschungszielen zu verbinden. Willkommen sind Beiträge, die unter Einbindung unterschiedlicher methodisch-empirischer wie auch theoretischer Zugänge zur sprach- und kulturhistorischen Verortung der Hexenverhörprotokolle sowie zu ihrer editorischen Aufbereitung, Transkription und Digitalisierung beitragen. Durch den interdisziplinären Zugang wird das Forschungsfeld der historischen Korpuslinguistik auf einer breiteren Basis definiert.
Auf der Tagung sind auch Beiträge willkommen, die die Erforschung der Hexenverhörprotokolle und der Hexenverfolgung außerhalb des deutschsprachigen Raums zum Ziel haben.
Weitere Informationen, insbesondere zum „Call for paper“ können der Tagungshomepage entnommen werden: www.slm.uni-hamburg.de/forschung/tagungen/hexenverhoerprotokolle.html
Call for papers:
Beitragsvorschläge sind in Form einer pdf-Datei als Abstracts von maximal 500 Wörter (ausgenommen Literaturangaben) bis zum 15.05.2016 (Deadlineverlängerung) per Email an annika.vieregge@uni-hamburg.de einzureichen. Die Begutachtung erfolgt bis zum 31.05.2016.
Organisation:
Johanna Flick
Melitta Gillmann
Klaus-Michael Köpcke
Renata Szczepaniak
Annika Vieregge
Literatur:
Barteld, Fabian/Szczepaniak, Renata/Zinsmeister, Heike (2014): The definition of tokens in relation to words and annotation tasks. In: Henrich, Verena/Hinrichs, Erhard/de Kok, Daniël/Osenova, Petya/Przepiórkowski, Adam (Hgg.): Proceedings of the Thirteenth International Workshop on Treebanks and Linguistic Theories (TLT13). December 12-13, 2014, Tübingen, Germany. S. 250-257. (https://tlt13.sfs.uni-tuebingen.de/tlt13-proceedings.pdf)
Macha, Jürgen (2003a): Regionalität und Syntax: Redewiedergabe in frühneuhochdeutschen Verhörprotokollen. In: Berthele, Raphael/Christen, Helen/Germann, Sibylle/Hove, Ingrid (Hgg.): Die deutsche Schriftsprache und die Regionen. Entstehungsgeschichtliche Fragen in neuer Sicht. Berlin/New York: De Gruyter (Studia Linguistica Germanica 65). S. 181-202.
Macha, Jürgen (2003b): Unvollendetes zu ‚afiniten Konstruktionen‘: Diachronische Skizzen zu einer Erscheinung der Kanzleisyntax. In: Niederdeutsches Wort 43. S. 25-36.
Macha, Jürgen/Topalović/Elvira/Hille, Iris/Nolting, Uta/Wilke, Anja (2005): Deutsche Kanzleisprache in Hexenverhörprotokollen der Frühen Neuzeit. Berlin: De Gruyter.
Moeller, Katrin/Schmidt, Burghart (Hgg.) (2003): Realität und Mythos. Hexenverfolgung und Rezeptionsgeschichte. Hamburg: Wissenschaftlicher Verlag Dokumentation und Buch (Veröffentlichungen des Arbeitskreises für Historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland, Bd. 1).
Schmidt, Burghart (2004): Ludwig Bechstein und die literarische Rezeption frühneuzeitlicher Hexenverfolgung im 19. Jahrhundert. Hamburg: Wissenschaftlicher Verlag Dokumentation und Buch (Veröffentlichungen des Arbeitskreises für Historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland, Bd. 4).
Schmuck, Mirjam/Szczepaniak, Renata (2014): Der Gebrauch des Definitartikels vor Familien- und Rufnamen im Frühneuhochdeutschen aus grammatikalisierungstheoretischer Perspektive. In: Debus, Friedhelm/Heuser, Rita/Nübling, Damaris (Hgg.): Linguistik der Familiennamen. Hildesheim u.a.: Olms (Germanistische Linguistik, 225-227). S. 97-137.
Schutzeichel, Marc/Szczepaniak, Renata (2015): Die Durchsetzung der satzinternen Großschreibung in Norddeutschland am Beispiel der Hexenverhörprotokolle. In: Hundt. Markus/Lasch, Alexander (Hgg.): Deutsch im Norden. Varietäten des norddeutschen Raumes. Berlin, Boston: de Gruyter (Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte, 6). S. 151-167.
Szczepaniak, Renata/Barteld, Fabian (2016): Hexenverhörprotokolle als sprachhistorisches Korpus. In: Kwekkeboom, Sarah/Waldenberger, Sandra (Hgg.): PerspektivWechsel oder: Die Wiederentdeckung der Philologie. Bd. 1 Sprachdaten und Grundlagenforschung in Historischer Linguistik. Berlin: Erich Schmidt Verlag. S. 43-70.
Topalović, Elvira (2003a): Konstruierte Wirklichkeit: Ein quellenkritischer Diskurs zur Textsorte Verhörprotokoll im 17. Jahrhundert. In: Moeller, Katrin/Schmidt, Burghart (Hgg.): Realität und Mythos. Hexenverfolgung und Rezeptionsgeschichte. Hamburg: Wissenschaftlicher Verlag Dokumentation und Buch (Veröffentlichungen des Arbeitskreises für Historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland, Bd. 1). S. 56-76.
Topalović, Elvira (2003b): Sprachwahl – Textsorte – Dialogstruktur. Zu Verhörprotokollen aus Hexenprozessen des 17. Jahrhunderts. Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier.
Voltmer, Rita (2005): Hexenverfolgung und Herrschaftspraxis. Trier: Spee (Trierer Hexenprozesse, Bd. 7).