Verlängerung Call: Pronomengebrauch und stance taking

Liebe IGDD-Mitglieder,

hiermit möchten wir Sie und euch darüber informieren, dass der Call zur DGFS-AG Pronomengebrauch und Stancetaking (unten noch einmal eingefügt) bis 28.8.2023 verlängert ist. Wir freuen uns über Einreichungen!

Mit herzlichen Grüßen im Namen des Organisationsteams

Antje Dammel

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Call for Papers: AG „Pronomengebrauch und stance taking“ (DGfS Bochum, 28.2.-1.3.2024)
Antje Dammel, Wolfgang Imo & Jens P. Lanwer

Einstellungen gegenüber anderen und deren (sprachlichem) Handeln sowie gegenüber Ereignissen und anderen Erfahrungsinhalten sind in zwischenmenschlicher Kommunikation allgegenwärtig. Solch subjektive Einstellungen oder Haltungen (stances; Couper-Kuhlen/Selting 2018; Du Bois 2007; Imo/Ziegler 2022; Kärkkiänen 2006; Kockelmann 2004) müssen nicht immer explizit, d.h. sozial einklagbar (accountable; Haugh 2012) zum Ausdruck gebracht werden. Wenn dies jedoch der Fall ist, spricht Du Bois (2007) von einem Akt des stance taking. Beim stance taking geht es nach Du Bois immer um die Triangulation von mindestens zwei Subjekten in Bezug auf die Evaluation von und die Positionierung zu einem gemeinsamem stance object. Es liegt daher auf der Hand, Verfahren des stance taking mit Blick auf den Gebrauch von Pronomen genauer zu untersuchen, die speech act participants ebenso wie andere Referenzobjekte grammatisch kodieren und dabei auch als Kontextualisierungshinweise (Gumperz 1981) zur Evaluation und Positionierung beitragen können. Mehr oder weniger offensichtlich ist die stance-anzeigende Funktion im Fall von Anredepronomen. Pronomen sind hier Mittel der sozialen Positionierung (Bamberg 1997; Deppermann 2013) und damit der Beziehungsgestaltung (Linke/Schröter 2017). Es finden sich aber auch weniger offensichtliche Stance-Funktionen, wie bspw. die distanzierende Referenz auf abwesende oder anwesende Personen mittels Demonstrativa oder die Verschleierung von Handlungsverantwortung durch das Indefinitpronomen man (Imo/Ziegler 2019). Systematisch wurde die Rolle von Pronomen in Bezug auf derartige und andere Verfahren des stance taking bislang nicht erforscht. Fragen, die in dieser AG diskutiert werden sollen, sind daher u.a.:

  • Mit welchen Pronomen werden Evaluationen/Positionierungen welcher Art und in welcher Regelmäßigkeit ausgedrückt?
  • Variiert der Zusammenhang von stance taking und Pronomengebrauch in unterschiedlichen kommunikativen Settings (bspw. in institutionell vs. informell)?
  • Welche Unterschiede hinsichtlich des stance taking sind in unterschiedlichen Modalitäten (Schrift, gesprochene Sprache, Multimodalität) zu finden? Welche Kontinuitäten und Diskontinuitäten finden sich bei der Stance-Markierung mittels Pronomen aus historischer Perspektive?
  • Sind die bestehenden Modelle zur Analyse von Verfahren des stance taking ausreichend, um den spezifischen Beitrag von Pronomen zu erfassen?

Für zwei eingeladene Vorträge konnten bereits Damaris Nübling & Simone Busley sowie Evelyn Ziegler & Vanessa Angenendt gewonnen werden. Vorschläge für weitere Vorträge im Umfang von 20
Min. (+10 Min. Diskussion) können in Form eines kurzen Abstracts (max. 500 Wörter + Literaturverzeichnis) bis zum 28. August 2023 unter abstracts.stance@uni-muenster.de eingereicht werden.

 

Literatur
Bamberg, Michael (1997): Positioning between structure and performance. In: JoNLH 7, 335-342.
Deppermann, Arnulf (2013): How to get a grip on identities-in-interaction: (What) Does ‘Positioning’ offer more than ‘Membership Categorization’?. In: Bamberg, Michael (Hg.): Narrative inquiry. Amsterdam, 62-88.
Couper-Kuhlen, Elisabeth/Selting, Margret (2018): Interactional Linguistics. Studying language in social interaction (Online-Chapter C). Cambridge.
Du Bois, John W. (2007): The stance triangle. In: Englebretson, Robert (Hg.) Stancetaking in Discourse. Amsterdam, 139-182.
Haugh, Michael (2013): Speaker meaning and accountability in interaction. In: JoP 48, S. 41–56. Gumperz, John J. (1982): Discourse strategies. Cambridge.
Imo, Wolfgang/Ziegler, Evelyn (2019): Situierte Konstruktionen: das Indefinitpronomen man im Kontext der Aushandlung von Einstellungen zu migrationsbedingter Mehrsprachigkeit. In: OBST 94, 75-104.
Imo, Wolfgang und Evelyn Ziegler (2022): Migration in the Ruhr Area: Stancetaking and Attitude Expression in Talk-in-Interaction. In: Auer, Anita/Thorburn, Jennifer (Hg.): Approaches to Migration, Language, and Identity. Tübingen, 71-112.
Kärkkäinen, Elise (2006): Stance taking in conversation: From subjectivity to intersubjectivity. In: Text and Talk. S. 699–731.
Kockelmann, Paul (2004): Stance and Subjectivity. In: Journal of Linguistic Anthropology 14, 188.
Linke, Angelika/Schröter, Juliane (2017): Sprache in Beziehungen – Beziehungen in Sprache. Berlin.

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